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Gildereise 2017

GILDEREISE 2017, 7.-14. Oktober, nach Schlesien, Tschenstochau und Krakau via Troppau und Olmütz

Siehe weiter die von Franz Reischer zusammengestellte vollständige Bildergalerie
https://photos.app.goo.gl/6sBjdloMrhVKcfFB3 !
Text: Gabriela Reischer

Samstag: 19 Gabis aus Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien machten sich mit dem vertrauten Neubauer-Autobus auf den Weg in den Nordosten. Über Drasenhofen, vorbei an Brünn und Olmütz ging es nach Troppau/Opava, das, einst Verwaltungszentrum Österreich-Schlesiens, als weiße Perle Schlesiens bezeichnet wurde. Der Hlaska (Stadtturm) war einst Handelszentrum und Feuerwache, das Schlesische Theater brachte einige Berühmtheiten hervor, die dann in Wien Erfolge feierten. Die Konkathedrale Maria Himmelfahrt aus dem 14.Jhdt. wurde durch die Deutsch-Ordensritter erbaut, hier ist auch Karl v. Liechtenstein begraben. Die historische Substanz von Troppau ist überraschend gut, davon zeugen die restaurierte Kirche des Hl. Adalbert mit angeschlossenem ehem. Jesuitenkolleg, aber auch die Bauten des 19. Jahrhunderts wie das Schlesische Landesmuseum, die an Amts- bzw. Museumsbauten in unseren Breiten erinnern. Am Abend waren freilich die historischen Gewölbe der Bierlokale beeindruckend.

Sonntag: Vorbei durch Jägerndorf und durch die Gefilde des Räubers Hotzenplotz gelangten wir über die tschechisch-polnische Grenze nach Patschkau/Paczkow, wo wir unseren polnischen Reiseführer Robert trafen. Hier gibt es eine vollständig erhaltene Stadtmauer zu besichtigen. Sie hat 19 Basteien und 4 Tore, Patschkau wird auch als polnisches Carcassonne bezeichnet. Weiter ging es nach Glatz/Klodzko, eine Garnisonsstadt an einer strategisch wichtigen Stelle. Mit der Mariensäule 1682, dem Rathaus, dem Löwenbrunnen 17.Jhdt., der Maria Himmelfahrtskirche (Madonna mit dem Zeisig) war Glatz sehr beeindruckend, wenn es auch einer gründlichen Restaurierung bedarf sowie einer Schaffung von touristischer Infrastruktur (Toiletten und Gasthäuser). Über einen Arm der Neisse führt die mittelalterliche Brückentorbrücke, die wie eine kleinere Form der Prager Karlsbrücke aussieht und dem hl. Nepomuk geweiht ist. Bei der Minoritenkirche konnten wir dem Einzug einer Prozession beiwohnen und so die in Polen gelebte religiöse Frömmigkeit erleben. Weiter ging es nach Schweidnitz/Swidnica - ehemals Hauptstadt des Fürstentums Schweidnitz-Jauer. Hier besichtigen wir die Friedenskirche zur Hl. Dreifaltigkeit, eine von drei Friedenskirchen lt. den westfälischen Friedensbestimmungen des Jahres 1648 verbunden mit Einschränkungen auf die Baumaterialien Holz, Lehm und Stroh. Dennoch entstand innerhalb eines Jahres eine bemerkenswerte dreistöckige Fachwerkkirche mit 3500 Plätzen. Tolle Wandmalereien und Schnitzkunst beeindruckten uns sehr. 1657 wurde der erste Gottesdienst gefeiert. Im ehem. Torhaus - jetzt ein kleines Cafe – konnten wir gegen 16 Uhr die erste Einkehr des Tages mit einer Stärkung erlangen um mit vollem Elan Breslau zu erreichen, der uns zu einem Besuch des Schweidnitzer Kellers verleitete.

Montag: Breslau liegt an der Oder und wird wegen ihrer vielen Seitenarme auch als Venedig des Nordens bezeichnet. Die Jahrhunderthalle, 1913 von Max Berg gebaut, seit 2006 UNESCO Weltkulturerbe, ist eine Stahlbetonkonstruktion mit einer Kuppel, die von 32 Rippen getragen wird und an den Pantheon in Rom erinnert. Vor der Halle steht eine 104 m hohe Stahlnadel, von Prof. Hempel anlässlich des 1948 stattfindenden Weltfriedenskongress gebaut. Weiter geht es zur Dominsel, auf der sich sechs Kirchen – größtenteils in Backstein ausgeführt - befinden, darunter die Kathedrale St. Peter und Paul, die auch eine barocke Kapelle, ausgestattet von Johann Fischer von Erlach, birgt. Im historischen Viertel werden am Abend noch die Gaslaternen von einem Laterner angezündet. Über die Dombrücke, die im 13. Jahrhundert während einer Palmprozession einstürzte, gelangt man zur Sandinsel mit der Kirche Maria im Sande und einer Schiffsanlegestelle. Vorbei an der Markthalle (auch ein Stahlbetonbau mit parabolartigen Elementen) und an der Jesuitenkirche erreichten wir die berühmte Universität „Leopoldina“. Der Stiegenaufgang der Universität – hier befinden sich viele Wand- und Deckenmalereien schlesischer Städte führt zur Aula Leopoldina: ein Festsaal mit einer hervorragenden Akustik und tollen Wand- und Deckenmalereien und Statuen der Habsburgerkaiser Leopold I., Karl VI., und Josef I. Nun führte uns unser Stadtrundgang zum Rynek, dem Marktplatz: 11 Straßen führen zu ihm, in der Mitte thront das Rathaus, dessen Ostseite auch eine Briefmarke ziert. Der Marktplatz ist umgeben von vielen gut erhaltenen Bürgerhäusern aus dem 16.Jhdt und mehr, auch die Garnisonskirche und die beiden verbundenen schmalen Häuser - „Hänsel und Gretel“- sind hier zu finden. Nachmittags wurde die Stadtführung mit einer kleinen Flussschifffahrt auf der Oder komplettiert. Abends gab es im Hotel-Restaurant ein Treffen mit dem Obmann der polnischen Gabriel-Gilde Mag. Bogdan Michalak und seinem Sohn Slawomir, die aus Posen angereist waren. Jeder Teilnehmer erhielt von ihm eine philatelistische Aufmerksamkeit wie auch die Kartenschreiber mit entsprechenden Briefmarken versorgt wurden.

Dienstag: Mit dem Kloster Leubus/Lubiaz mit seiner langen Fassade 233 m, länger als der Escorial (207m), sahen wir eine der größten Zisterzienserklosteranlagen in Europa, die leider schon sehr dem Verfall preisgegeben ist. Dennoch wurden einige der wichtigsten Säle wiederhergestellt, wie der barocke Fürstensaal, das Refektorium, die Bibliothek und das Sommerrefektorium. Der zweigeschossige Fürstensaal ist einer der prächtigsten Barocksäle Europas. 1738 von namhaften Künstlern gestaltet ziert ein riesiges Gemälde auf Leinwand die Decke, verbunden mit optischen Irritationen. Beeindruckende Geschichten werden erzählt, die dem Haus Habsburg durch ihre panegyrischen Überhöhungen einen Platz im Olymp der Geschichte sichern sollten. Leider wurde nach dem Krieg vieles von der roten Armee zerstört, sichtbar beim Gang durch die kahle und völlig ausgeräumte Kirche Maria Himmelfahrt. Wir gelangten zum Schloss Schildau, im Hirschberger Tal der 32 Schlösser gelegen. Der ansonsten bestehende Blick auf die Schneekoppe, dem höchsten Berg des Riesengebirges blieb uns aus Wettergründen leider verwehrt. Schloss Schildau, jetzt ein romantisches Schloss mit vier Türmen und einem Landschaftspark umgeben, wurde 1839 von König Friedrich Wilhelm III. seiner Tochter, der Prinzessin Luise von Preußen und ihrem Mann Wilhelm von Oranien-Nassau geschenkt. Seit 2007 einer privaten Stiftung gehörend beherbergt es Restaurant, Hotel und Kongresszentrum. In dieser tollen Atmosphäre durften wir ein kräftiges und gutes Mittagessen genießen. Hernach fuhren wir weiter hinauf nach Krummhübel/Karpacz im Riesengebirge. Hier befindet sich die Norwegische Stabholzkirche Wang aus dem Mittelalter, die 1841 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. erworben und in Brückenberg (Karpacz Górny) 885 m, mittlerweile ein Ortsteil von Krummhübel, wiederaufgebaut wurde. Die Kirche besteht aus norwegischem Kiefernholz und ist reich mit Schnitzereien versehen, zum Beispiel mit Tierdarstellungen und Ornamenten. Ein separater Laufgang um das Kirchenschiff dient zu Meditationszwecken und schützt das Kircheninnere vor Kälte. Die tragende Konstruktion des Gebäudes besteht aus-schließlich aus hölzernen Teilen und verwendet keine eisernen Nägel.

Mittwoch: Rund eine Stunde nördlich von Breslau erreichten wir die Basilika der Hl. Hedwig, mit dem angeschlossenen Kloster der Zisterzienserinnen, heute von polnischen Borromäerinnen besiedelt. Die Hl. Hedwig aus dem Hause v. Andechs-Meranien wurde 1186 mit dem Herzog Heinrich v. Schlesien verheiratet. Nach seinem Tod stiftete sie zahlreiche Kirchen und Klöster, so auch in Trebnitz, wo die barocke Pracht, die ihren Sarkophag umgibt, einen um-werfenden Eindruck hinterließ. Nach vierstündiger Fahrt quer durch die Lande erreichten wir Tschenstochau, wo sich die Klosteranlage der Pauliner (Jasna Gora/Klarenberg, auch heller Berg genannt) befindet. In ihr befindet sich das nationale Symbol Polens, das Gnadenbild der wundertätigen Jungfrau Maria (Schwarze Madonna), das größte Marienheiligtum Mitteleuropas. Aus den vielen Votivgaben wurden ab dem 16.Jhdt. Kleider für die Madonna genäht, die jeden „Karmittwoch“ gewechselt werden. Mittlerweile besitzt sie 11 solcher Kleider. Die Madonna ist in einer eigenen Gnadenkapelle neben der Basilika situiert. Das Bild stammt ursprünglich aus dem ukrainischen Bels und wurde von Herzog Władysław II.1382 den Paulinern übergeben. Eine sehr gut Deutsch sprechende Führerin – die ihre Verbundenheit mit Wien zeigte – brachte uns die gewaltige Anlage incl. Rittersaal und Schatzkammer näher; einmal mehr waren wir von der tiefen und großen Verehrung beeindruckt, die die polnischen Landsleute dem Gnadenbild bezeugen.

Donnerstag: Krakau ist die zweitgrößte Stadt Polens, wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört und liegt an der Weichsel. Die Stadtführung durch Krakau begann mit dem Aufstieg zum Wawel, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige. Den Höhepunkt der Besichtigung des Wawelhügels stellte die dreischiffige Kathedrale mit Sigismundkapelle, Wasakapelle und Sigmundsglocke dar. Papst Johannes Paul II war Erzbischof dieser Kathedrale, in der das Grab des 1683 vor Wien siegreichen Jan Sobieski III. zu sehen ist. In der Altstadt durfte die Besichtigung des Altars von Veit Stoß mit seinen nahezu 3 m hohen Schreinfiguren in der Marienkirche nicht fehlen. Der fast unüberschaubar große Rynek mit den mittig angeordneten Tuchhallen, in denen früher mit Salz, Kupfer und Blei gehandelt wurde, zeigte ein enormes touristisches Treiben und Leben. An Nachmittag wurde noch der Kasimierz, das jüdische Stadtviertel besichtigt. In Krakaus Altstadt pulsiert das Leben und es gibt vieles zu entdecken.

Freitag: Eine Gruppe besichtigte das Salzbergwerk Wieliczka, Weltkulturerbe seit 1978, ca. 15 km von Krakau entfernt. Wir begaben uns bis zu 135 m (drei Solen) unter Tage um wunderschöne Hallen und Kapellen und Säle aus Salzkristall zu besichtigen, auch einen unterirdischen See gibt es. Im Bergwerk gibt es 9 Solen (327 m), auch einen Heilstollen. Zur Stabilisierung der einzelnen Geschoße wird Holz verwendet, manches ist durch das Salz versteinert und hunderte Jahre alt. Runter ging es zu Fuß, rauf mit einem Fahrkorb. Das geförderte Steinsalz ist grün. In den Stollen ist eine konstante Temperatur von 15° C. Die zweite Gruppe besichtigte das neu errichtete Sanktuarium von Papst Johannes Paul II. sowie die Klosteranlage der göttlichen Barmherzigkeit. Im Johannes Paul II.-Zentrum wird die Kleidung aufbewahrt, die der Papst zum Zeitpunkt des Attentates getragen hat. Die Kirche ist mit Mosaiken von Ivan Rupnik SJ ausgestaltet, die in 14 Tagen mit 20 Mönchen gefertigt wurden. Das Altarbild zeigt den Papst mit all den Heiligen und Seligen, die der Papst berufen hat. Der Nachmittag war zur freien Verfügung, der von den meisten zu einem letzten Besuch der Altstadt genutzt wurde; einige suchten per Straßenbahn nochmals das jüdische Viertel auf, das viele bodenständige Lokalitäten aufweist.

Samstag: Es folgte die komplikationslose Heimreise mit einem Zwischenstopp in Olmütz. Die Stadt der Brunnen (und Quargeln) ist die sechst größte Stadt Tschechiens. Am Hauptplatz zeigen sich auch hier viele alte Bürgerhäuser, wir hörten die Astronomische Uhr schlagen, das Rathaus und die barocke Mariensäule und einen kleinen Markt auf dem Platz konnten wir sehen. Einige schafften es auch zum Wenzelsdom, der etwas weiter entfernt war. Nach einer kurzen Labung ging es weiter der Heimat entgegen, die wir Dank unserem Buschauffeur Alex gut erreichten.