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Gildereisen

Gildereise 2021 in den bayerischen Pfaffenwinkel – ein Erlebnis mit barocker Pracht und Rokoko-Zauber!

Wer unser Reiseprogramm im Vorfeld eingehend gustiert hat, der hatte bereits einigermaßen hochgeschraubte Erwartungen an das Gebotene; dennoch wurden diese während den Reisetagen bei weitem übertroffen; daran Anteil hatten die durchgehende Führung unseres Reiseleiters und Gildebruders Willi Deuer, die perfekte Organisation und der Umstand der kurzen und überschaubaren Reisewege im Pfaffenwinkel, der damit seine dichte Fülle an kunsthistorischen Höhepunkten unter Beweis stellte.
Die Anreise mit dem Bus der Firma Neubauer – es chauffierte uns der Senior-Chef Erich Neubauer – klappte bestens; mit dem Zustieg unserer beiden Willis, eines Reisegastes aus Kärnten und der Salzburger Reiseteilnehmer in Salzburg-Taxham waren wir komplett (25 Reisende). Mit dem ersten Aufenthalt in Bayern am Tegernsee im gleichnamigen Ort, wo wir die ehem. benediktinische Stiftskirche St. Quirin besichtigten und sogleich die urbayerische Gastlichkeit im nebenanliegenden Bräustüberl genießen konnten, besserte sich das Wetter zusehends, es waren uns gar Sonnenstrahlen gegönnt. Durch die langjährige Serie „Der Bulle von Tölz“ war uns das nächste Reiseziel Bad Tölz vom Namen her wohl vertraut; der Eindruck der zahlreich freskierten Häuserfassaden der Marktstraße überraschte dennoch, insbesondere jene Fresken der Rädelsführer des Bauernaufstandes im Jahr 1705 gegen die österreichische Besatzungsmacht, der allerdings eine Woche später durch die „Sendlinger Mordweihnacht“ sein blutiges und brutales Ende fand. Es ging auch bergauf zum Kalvarienberg, dessen Ensemble durch eine heilige Stiege – gestaltet nach ihrem römischen Vorbild im Lateran – bekrönt wird. Gerade noch im letzten Schimmer der abendlichen Dämmerung erreichten wir unser Hotel „Alte Post“ am Hauptplatz im beschaulichen Städtchen Schongau, das uns bis Sonntag sehr gutes Quartier und gemütliche Abende mit preisgünstigen Getränken bot. Die Besichtigungen unseres zweiten Reisetages begannen vor bzw. auf dem Gelände des von Herzog Tassilos begründeten Wessobrunner Klosters, das zahlreiche Stuckateure des Barocks und des Rokokos der gleichnamigen Wessobrunner Schule hervorbrachte. Wir begannen bei der stimmigen Dorflinde – auch Tassilo-Linde genannt –, wo das Wessobrunner Gebet auf einem Felsen wiedergegeben ist. Trotzdem ein Großteil des Klosters abgebrochen wurde, ließen die Reste wie der Südflügel die Mächtigkeit der einstigen Anlage erahnen. Erhalten hat sich das die pittoreske Anlage mit dem Brunnenhaus und der drei Quellen – Teil der Gründungssage Wessobrunns. Nach einer Umleitung über eine steinige Forststraße erreichten wir den Marienmünster von Dießen, eine ehemalige Augustiner-Chorherren-Kirche, wo neben einem ersten gewaltigen spätbarocken Raumeindruck der Dießener Himmel – ein Kuppelfresko mit 28 Heiligen und Seligen aus dem Grafengeschlecht des Andechser Grafengeschlechtes - die Blicke auf sich zog. Das Stichwort war nun gefallen – zur Mittagspause steuerten wir den Bayerischen Bierhimmel – den Klosterberg Andechs an. Hier waren im Gegensatz zu den anderen Zielen unserer Gildereise die Corona-Bestimmungen sehr rigid: Die Stiftskirche konnte man nur durch einen abgesteckten Bereich im hinteren Bereich durchqueren, die sehnsüchtig erwartete Einkehr im Andechser Bräu konnten selbst die peniblen Eingangskontrollen und die nur durch Umwege erreichbaren Speise- und Getränkeausgaben nicht verhindern. Glücklich und gelöst war der, der mit deftiger Speise und Trank die vorreservierten Plätze erreichte. Am Nachmittag widmeten wir uns zur Gänze der Klosteranlage Polling, einem weiteren säkularisierten Stift der Augustiner-Chorherren, deren heutige Pfarrkirche dem hl. Kreuz geweiht ist – ein um 1180 auf Pergament gemalter Gekreuzigter, der ein älteres Fichtenkreuz ummantelt. Die ganz im Rokoko gehaltene Reliquienkapelle verzückte vollends; der schon dem Klassizismus verhaftete Bibliothekssaal mit einem ausgeklügelten Freskenprogramm übertraf unsere Erwartungen, ergänzt um den schwer fassbaren Umstand, dass dieser, im völlig desolaten Zustand befindlich, erst vor rund 35 Jahren wieder saniert werden konnte.
Der dritte Reisetag führte uns zum ehemaligen Benediktinerkloster Benediktbeuern, das heute von den Salesianern Don Boscos besiedelt ist. Ein Mitbruder P. Salesnys – P. Johannes Neuner – führte unsere Gruppe durch den Kreuzgang, in den frühbarocken Festsaal mit üppiger Stuckatur und 29 Öl-Deckengemälden mit außergewöhnlichen Motiven (Blutbrunnen) sowie in die Stiftskirche, in der sich mit den Deckenfresken ein Frühwerk von Georg Asam befindet. Die hinter dem Chor befindliche ovale Anastasia-Kapelle ist ein Rokokojuwel ersten Ranges, die Besichtigung war nur durch das Gitter möglich. Bevor es in die Mittagrast in Murnau am Staffelsee ging – ein Teil suchte das traditionsreiche Griesbräu auf –, galt es noch einen Blick in die Pfarrkirche St. Nikolaus zu werfen ob ihres achteckigen Zentralraumes. Da es sich witterungsbedingt nicht empfahl, den 1700 Meter hohen Herzogstand aufzusuchen, blieben wir im beschaulichen Murnau, um das Gabriel-Münter-Haus zu besichtigen, in dem auch die Künstlerkolonie des Blauen Reiters verkehrte; Wassily Kandinsky wohnte dort fünf Jahre und verewigte sich dort mit seinen künstlerischen Leistungen im Stiegenhaus bzw. auf diversen Einrichtungsgegenständen. Es ging nun zurück in die alte Ansiedlung Schongaus – nach Altenstadt. Dort überraschte uns mit der St. Michaelskirche die einzige romanische Kirche Oberbayerns - ein Beispiel romanischer Baukunst par excellence und zugleich eine willkommene Abwechslung zum bisher gebotenen Barock und Rokoko. Für die Nimmermüden gab es als Abschluss des Tages noch eine Besichtigung der Schongauer Altstadt mit der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, die neben der schon gewohnt üppigen Rokoko-Ausstattung mit einer personifizierten Darstellung des hl. Geistes aufwartete.
Das schönste Wetter der Reise stellte sich am vierten Tag ein mit der Fahrt in den Oberammergau. Allerdings umhüllte vorerst hartnäckiger und dichter Nebel die ehem. Augustiner Stiftskirche in Rottenbuch und anschließend die Benediktinerabtei Ettal. Rottenbuch erwartete uns mit Rokoko-Zauber in gotischem Gehäuse, wie ein roter Faden zog sich die Lebensgeschichte des hl. Augustinus durch das von Matthäus Günther geschaffene Freskenprogramm. Den landschaftlichen Höhepunkt des Besichtigungstages bildete freilich Schloss Linderhof im Grasswangtal – ganze zwei Autobusse steuerten das ansonsten touristenüberlaufene Schloss des exzentrischen bayerischen König Ludwigs II. an, das einzige Schloss, das er vollenden und auch länger bewohnen konnte. Die churrigueresk-üppige Innenausstattung des Schlosses musste man erst verkraften – der romantische Schlosspark mit seinen Götterwesen und Wasserkaskaden und exotischen Häusern beeindruckte aber jedermann! Den Mittagsaufenthalt legten wir in Oberammergau – dem Zentrum der Lüftlmalerei – ein. Unser Reiseleiter Willi Deuer verstand es uns in einem Minimum an Zeit vorbei an einem Maximum von opulent freskierten Häusern zu führen! Die Superlative des bayerischen Kirchenrokokos stand uns noch bevor – die Wallfahrtskirche zum gegeißelten Heiland – kurz Wieskirche genannt: Die Gebrüder Zimmermann schufen hier einen „Tanzsaal Gottes“, der aus einem ovalen Rundbau und einem Quer-Rechteckraum gebildet wird, durchströmt von züngelnder und flirrender Raumbewegung. Beschaulich hingegen war wiederum unsere letzte Besichtigung des Tages – das ehem. Prämostratenserkloster Steingaden – eine Welfengründung, dessen Basilika uns mit einer romanischen Zweiturmfassade empfing, im Inneren jedoch erneut eine barocke bzw. Rokoko-Ausstattung aufwies; dieses Mal stand die Biographie des Ordensgründers Norbert von Xanten im Mittelpunkt. Für einen Teil der Gruppe beschloss sich der programmreiche Tag mit einer hl. Messe in Schongau, bei dem wir ein ungemein strenges Corona-Regime zu spüren bekamen – selbst Eheleute durften nicht beisammensitzen und der kommunionspendende Pfarrer wurde durch mobile Glasparavents abgeschirmt.
Am Rückreisetag erwartete uns mit der Metropole am Eingang des Pfaffenwinkels - Landsberg am Lech – eine ehemalige Grenzstadt zu Bayern mit pittoreskem Stadtbild, Stadtmauer und zahlreich erhaltenen Stadttoren. Nachdem in der Stadtpfarrkirche infolge eines bevorstehenden Gottesdienstes kein Besuch möglich war, begab sich der fußläufige Teil der Gruppe steil bergauf zur ehem. Jesuitenkirche und zum erst kürzlich renovierten Bayertor. Nach zähflüssigem Verkehr rund um München erreichten wir mit Traunstein den letzten Ort unserer Reise durch Bayern; auch da steuerten wir erfolgreich ein uriges Brauhaus an, das uns in Rekordzeit gut verköstigte, sodass die in Salzburg Aussteigenden mitunter ihre Anschlusszüge rechtzeitig erreichten und auch der ostösterreichische Gruppenteil seine Ziele zu rechtschaffener Zeit erreichte.
Als Beleg für die vielgerühmte Geselligkeit der Gabis neben all der Kultur und Bildung mögen zwei Meldungen dienen: so manche Sorte der Weinkarte in unserem Hotel wurde von uns ausgetrunken und trotz der Abwesenheit unseres Ehrenobmanns und traditionellen Mundschenks Karl Ohnmacht fand sich ein ebensolcher mit gleichem Vornamen, der uns im Bus regelmäßig alkoholische „Schluckimpfungen“ bzw. Stärkungen verabreichte, gestiftet von den Reiseteilnehmern der Gruppe!

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